Ankern - schöner als im Hafen liegen !?

Ich meine JA !!! 100 % !!!

Allerdings müssen alle "Randbedingungen" 100%ig stimmen:

  • Ankerplatz (Ankergrund - geschützter Platz)

  • Wetter (Windrichtung -stärke - Wellengang)

  • Ankergeschirr (Anker - Kette - Ankerwinch)

  • Ankermanöver (aktiv Anker eingraben! Peilung steht!)

Das Liegen im Freien ist meistens weniger geschützt als innerhalb der Hafenmauern, aber mit dem richtigen "Parkhaken" (wir bevorzugen einen CQR-Anker, 22 kg und 50 m Kette, 8 mm) und guter Seemannschaft (Wetterbericht hören ist obligatorisch!) ist es kein Problem. Ankernächte zählen unseres Erachtens zu den schönsten Naturerlebnissen - gewürzt mit einem Hauch von Abenteuer - und garantieren im positiven Falle ein Optimum an Ruhe, Individualität und Erholung außerhalb des üblichen Hafenrummels. Ankernächte sind meist auch sehr romantisch, weil der sonst an Bord gewohnte Komfort normalerweise nicht beeinträchtigt wird. Wenn abends die Lichter ausgehen, kann ankern sehr gemütlich und inspirierend sein. Wenn man aber dann z.B. mangels elektrischem Licht kein Buch mehr lesen kann und auch der Kühlschrank schon ausgefallen ist, kann das nervig werden. Eine wichtige Anforderung für entspanntes Ankern ist daher, dass man einfach genug Strom an Bord hat. Auch für den Kühlschrank übrigens, der bei uns nie ausgeschaltet wird. Wir haben unabhängig von der Starterbatterie nur für den Motor zusätzlich noch 2 dicke Verbraucherbatterien à 125 Ah, mit denen wir dann auch mal "ohne Nachschub" 2 Tage vor Anker gut auskommen.

Für die großen und kleinen Geschäfte gibt es an Bord einen Fäkaltank, den wir dann irgendwann im Hafen leeren. Waschen und auch Duschen sind kein Problem. Wir haben eine komfortable Heckdusche, notfalls kann man aber auch bei netter Wassertemperatur einfach ein Bad im Meer nehmen und sich anschließend kurz mit der Heckdusche abwaschen.

Einmal ankern - immer ankern!

Ankern kann man (fast) überall, wo es nicht ausdrücklich verboten ist (z. B. um mal ne Stunde Mittagspause einzulegen), ich spreche in meinen weiteren Ausführungen aber von den Ankerplätzen, die auch für eine Übernachtung taugen.

Einige Gedanken zum Ankern

(Damit wir und die lieben Nachbarn ruhig schlafen können)

Grundsätzliches

Wir müssen mit den Ankern auskommen, die an Bord sind. Sie sind schwer und gut. Es sind

1 CQR-Anker 22 Kg mit 75 Meter V4A-Edelstahl-Kette

1 Cobra-Anker 12 Kg mit 10 Meter Kette

1 Klappdraggen 12 Kg und ca. 2 Meter Kette

Achtung, wir kommen!

·        Guckt Euch in aller Ruhe den Ankerplatz an. Wo passen wir noch dazwischen?

·        Auf ausreichenden Abstand zum Nachbarlieger achten ("Angstankerer" rücken einem zu dicht auf die Pelle)!

·        Wie vor jedem Manöver gilt: Es wird alles mit der Crew in Ruhe durchgesprochen.

·        Der Ankermann macht den "Anker klar zum Fallen". Und er zieht Handschuhe an!

·     Windrichtung feststellen!!! Wassertiefe überwachen!

·      Und los geht's. Vorausfahrt ist aus dem Schiff. Der Anker kann fallen. Die Kette ist 5-m-weise verschiedenfarbig markiert. Für uns gilt: Länge der Kette ist das 5fache der aktuellen Wassertiefe!

Wir stecken immer soviel Kettenlänge, wie es der Schwojkreis zulässt, mindestens aber die 5fache Wassertiefe. Auch wenn wir auf 2,50 oder 3 Metern ankern. Das mit der "dreifachen Wassertiefe bei Kette und fünffach bei Ankerleine" ist die Theorie. Mehr ist hier besser. Apropos Kettenlänge: Wir setzten hier farbige Kettenmarkierungen ein, so dass wir immer wissen, wie viel Kette schon gesteckt wurde.

   

Durch diese farbigen Kunststoffclips kann die Kette so markiert werden, dass man beim Einholen bzw. Setzen des Ankers die jeweilige Kettenlänge sichtbar erkennt.

Den Anker auf helle Stellen fallen lassen. Das ist meist Sand oder so was. Wo's dunkel ist auf dem Grund, ist Fels oder Gras, und da hält der Anker schlecht! Keine Kette auf den Anker fallen lassen.

   

Im linken Bild kann man gut erkennen, wie sich unser CQR-Anker im Sand eingegraben hat.

Das Schiff sollte bereits LANGSAM zurücktreiben (ohne Rückwärtsgang), wenn der Anker fällt. Der „Ankermann“ auf dem Vorschiff muss Handschuhe tragen!!

Wir haben immer eine Ankerboje mit ausgebracht. Sie ist am Anker mit einer stabilen Schot, der sogenannten Trippleine, so befestigt. An der Unterseite der Boje ist ein kleiner Block befestigt, durch den die Trippleine geführt wird. Am anderen Ende der Leine ist ein Gewicht, was dafür sorgt, dass sie stramm ist.

Dadurch steht die Boje immer genau über dem Anker - das ist auch ein gutes Signal für später einlaufende Ankerlieger. Dies alles ist auf der Confi schon so vorbereitet! So ist nicht nur unser Anker markiert (damit die anderen ihren nicht auf diese Stelle werfen und auch einschätzen können, wie wir schwojen werden), wir können beim Festkommen des Ankers diesen auch notfalls an der Trippleine (Bojenschot) wieder herausziehen. Für diesen Ärger sorgen beispielsweise immer alte Muringketten oder felsiger Grund, in denen sich Anker hoffnungslos festbeißen können.

 

Nicht vergessen: Anker einfahren!

Ist die halbe Kettenlänge gesteckt, die Kette vorne sicher belegen. Dann gaaaanz langsam - sozusagen butterweich - zurück, bis sich der Parkhaken eingräbt. Jetzt langsam immer mehr Power geben. Mindestens halbe Kraft, und das mehrere Minuten lang. Deckpeilungen an Land machen: Wenn der Baum vorm Haus auswandert, hat der Anker nicht gehalten.

Nicht ausdiskutieren, ob er nun hält oder nicht. Hält er nicht, neues Manöver! Wir haben manchmal auf schlechtem Grund schon bis zu drei, vier Manöver gefahren. Das lässt bei der Crew den Grad auf der nach unten offenen Skipper-Beliebtheitsskala zwar tüchtig absinken. Dafür kann man aber herrlich pennen - wenn der Anker dann endlich bombenfest gepackt hat!

Der Skipper gewinnt auf der auch nach oben offenen Beliebtheits-Skala spätestens dann, wenn beim leisesten Windhauch die ersten Lustkutter in der Nachbarschaft auf Drift gehen.

Deshalb ist es erste Crew-Pflicht, alle neuen Ankerlieger genau zu beobachten: Wo lassen sie den Anker fallen, wie viel Kette ist gesteckt? UND VOR ALLEM: HABEN SIE DEN ANKER EINGEFAHREN?

Wir haben manchmal auch am Ankerplatz alle Fender draußen. Weil wir gesehen haben, wie der eine oder andere "festgemacht" hat.

 

Ankerwache?

Machen wir nur, wenn der Platz oder das Wetter wirklich ganz schlecht ist, das Ufer nah und die Felsen spitz. Oder wenn wir uns vor den anderen Ankerliegern fürchten (weil wir sie beim Ankermanöver beobachtet haben). Wir kontrollieren so oft wie möglich, ob die Peilung steht. Auch überwachen wir permanent unsere Ankerposition per GPS, die wir natürlich im Logbuch vermerkt haben.

Und wir haben ein Echolot mit Flachwasser- und Tiefwasseralarm. Ein schriller Pfeifton weckt uns sofort, sobald eine bestimmte Wassertiefe unter- oder überschritten wird.

 

 

Signale setzen

Stehen die Peilungen, ist alles klar? Dann jetzt den Ankerball (Tagsignal) setzen, nachts ein weißes Rundumlicht (Ankerlicht).

 

Badeleiter ausklappen und gegebenenfalls Beiboot klarmachen.

Danach fängt dann der gemütliche und entspannende Teil der Ankerei an:

Einlaufgetränk nach Wahl, lecker essen und sich nur noch freuen!

Baden, chillen, die Ruhe genießen und einfach sein.